Rote Listen

Übersicht zu Initiativen, die digital auf (drohende) Abrisse hinweisen

Eigentlich stammt die Idee aus dem Naturschutz: Wenn etwa eine Vogelart vom Aussterben bedroht ist, setzt man sie auf eine Rote Liste und kämpft damit für ihren Erhalt. Auch in der Baukultur greifen regionale wie überregionale Initiativen immer häufiger zu diesem Weg. Einige von ihnen haben wir in der folgenden Liste – in alphabetischer Reihenfolge – als Übersicht zusammengestellt, kurz vorgestellt und verlinkt.


Abriss-Atlas Deutschland

Der Abriss-Atlas.de funktioniert wie ein Kataster und umfasst das gesamte Bundesgebiet. Die Website-Anwendung baut technisch auf dem (ebenfalls von Correctiv CrowdNewsroom) bereits für die Schweiz realisierten Abriss-Atlas.ch auf. Einträge sind niederschwellig für auch für Außenstehende möglich. Partner/-innen sind die Architects for Future, die Leibniz-Universität Hannover, die Deutsche Umwelthilfe, das Denkmalnetz Bayern, der Bundes-BDA, die Initiative Abrissmoratorium, Theatrum e. V. und das KENB.

Architects for Future

Schon bei der Gründung von Architects for Future ging es um die Fragen nach Emissionen und Ressourcen. Die Initiative verfolgt das Ziel, Bürger/-innen zur Mitgestaltung des städtischen Raums zu motivieren, sie zu einzubeziehen und sie bei ihren Anliegen, Abrisse zu verhindern, zu unterstützen. Dabei soll die allenthalben vorhandene Machtlosigkeit überwunden werden, da oftmals erfahrene Aktivist/-innen erst viel zu spät von den Abrissen erfahren. Online sammeln die Architects for Future weitere Strategien zur Abrissvermeidung.

Denkmalnetz Bayern

Das Denkmalnetz Bayern hat rund 240 institutionelle Mitglieder und ca. 400 persönliche. Die Institutionen sind alle unterschiedlich groß und haben unterschiedliche Rechtsformen. Jede Kategorie ist mit einer Landkarte unterlegt und systematisiert die Kategorien Aufgepasst-Gefährdet-Gerettet-Verloren. Das Lektorat erfolgt am Anfang ebenso die Prüfung der gemachten Angaben.

Denkmalradar

Das Denkmalradar wurde auf Initiative der Leipziger Denkmalstiftung ins Leben gerufen und ist eine Plattform für inspirierende Denkmalkonzepten einerseits, aber eben auch eine Liste bedrohter Denkmale. Jeder kann hier Denkmale anmelden und dann selber eintragen. Bedrohte Denkmale auf die Karten soll Bewegung in den Prozess bringen.

Denkmalverein Hamburg

Der Denkmalverein Hamburg ist mit seiner Roten Liste inzwischen die wichtigste unabhängige Stimme für den Denkmalschutz in der Hansestadt. Die Ausgabe der erfassten Objekte erfolgt anhand der Website-Rubriken Gefährdet, Gerettet und Verloren. Der Verein hat in kurzer Zeit, rund 600 zusätzliche Mitglieder gewonnen und konzentriert sich vorwiegend auf die Vermittlungs- und auf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,.

Deutscher Verband für Kunstgeschichte

Der Deutsche Verband für Kunstgeschichte (DVK) vertritt als Berufs- und Fachverband 5.000 Mitglieder für alle Berufsfelder der Kunstgeschichte. Die Rote Liste des DVK ist als Denkmalgewissen für Deutschland angelegt und enthält ausgewählte Beispiele. Die Kooperation mit der amtlichen Denkmalpflege ist für den Verband konstitutiv. Seit einigen Jahren wird jährlich die Goldene Abrissbirne als Negativpreis verliehen.

invisibilis

Als Projekt des gemeinnützigen baukulturellen Online-Magazins moderneREGIONAL macht die Plattform invisibilis seit 2016 abgerissene, bedrohte, geschlossene und in ihrer Nutzung veränderte Kirchenbauten sichtbar, die nach 1850 errichtet wurden. Mit mehr als 2.400 Einträgen ist das partizipative Open-Access-Projekt bundesweit die größte publizierte Datenbank zum Thema.

KulturerbeNetz.Berlin

Das KulturerbeNetz.Berlin umfasst rund 30, sich zumeist ehrenamtlich im Denkmalschutz engagierende Partner-Initiativen. Zu den Schwerpunkten zählt die Pflege der „Roten Liste bedrohter Bauten in Berlin“, eines themenspezifischen Veranstaltungskalenders, die allgemeine Wissenvermitlung sowie die Begleitung von Veranstaltungen der Netzwerk-Partnerinnen. Für den Aufbau des Netzwerks konnte das KulturerbeNetz wiederholt auf eine Ko-Finanzierung aus Landesmitteln zurückgreifen.

Orange-Liste Baden-Württemberg

Die Orange-Liste Baden-Württemberg ist ein Projekt des Non-Profit-Unternehmens DenkMalNachhaltig GmbH vor. Das Unternehmen ist seit 130 Jahre als Familienunternehmen in der Tradition der Denkmalerhaltung tätig und agiert mit der Liste in unternehmerischer Eigenverantwortung. Motivation ist eine Umkehr im gegenwärtigen Baugeschehen und die Verantwortung, gemeinsam erhaltenswerte Häuser zu retten.

SOS-Brutalismus

Die Kampagne SOS-Brutalismus wurde von dem Deutschen Architekturmuseum Frankfurt (DAM) und der Wüstenrot Stiftung initiiert. Motor der Initiative war die DAM- Ausstellung „Rettet die Betonmonster“ und der sich daraus generierende Hashtag #sos-brutalism ergab. Das Projekt wird immer noch von der Wüstenrot Stiftung finanziert und ist bis heute nicht abgeschlossen. Die Programmierung der Website übernahm das B2B-Portal Baunetz.de, die mit Ihrem Magazin-Format uncube auch als Medienpartner fungieren.