Kurzinfos/Kenndaten:
Status: Jüdischer Friedhof / Gartendenkmal
Lage: Herbert-Baum-Str. 45, 13088 Berlin
Initiative: Förderverein Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee e.V.
Website: www.jewish-cemetery-weissensee.org
Berlin besitzt mit über 240 Friedhöfen die vermutlich höchste Friedhofsdichte europäischer Metropolen. Der unter Denkmalschutz stehende Jüdische Friedhof in Weißensee ist heute nicht nur der ausgedehnteste innerstädtische Begräbnisplatz Berlins, sondern mit gut 43 Hektar zugleich der flächenmäßig größte jüdische Friedhof Europas. Seine einmalige Bedeutung verdankt er aber nicht nur diesen Tatsachen und seinem künstlerisch bemerkenswerten Grabmalbestand, sondern vor allem der engen Verknüpfung mit dem Schicksal der jüdischen Bürger Berlins. Auf dem Friedhof in Weißensee ruhen Männer und Frauen, die sich durch außerordentliche Leistungen in Medizin und anderen Natur- und Geisteswissenschaften, Bildender Kunst, Literatur und Publizistik, Technik, Industrie und Handel oder der Kommunalpolitik bleibende Verdiente erworben haben. Seit seiner Einweihung im Jahr 1880 haben auf dem Friedhof in Weißensee über 115.000 Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Ein jüdischer Friedhof – in der Tradition auch Bet ha-olam, Ort der Ewigkeit, genannt – ist für die Ewigkeit angelegt. Es ist daher ein großes Anliegen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, diesen Friedhof zu pflegen und vor dem Verfall zu schützen. Während der Friedhof bis heute von den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Berlin als Begräbnisstätte genutzt wird, gibt es für die überwältigende Mehrheit der vor 1945 angelegten Gräber infolge der Auslöschung ganzer Familien während der Schoah keine Kinder und Kindeskinder, die die Grabpflege übernehmen könnten. Diese Grabmäler wären ohne Engagement der heute Lebenden dem Verfall anheim gegeben.
Dank der Unterstützung des Landesdenkmalamtes Berlin, des Senats von Berlin, der Bundesagentur für Arbeit, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Bundeswehr, Arbeitsleistungen verschiedener Gruppen und privater Spenden, konnte die Friedhofsverwaltung in den vergangenen Jahrzehnten Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten, Wegereparaturen und Baumpflegemaßnahmen durchführen.
Den Friedhof der Nachwelt zu erhalten, kann die Jüdische Gemeinde nicht allein schaffen, da für die umfangreichen Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten nicht ausreichende Mittel zur Verfügung stehen.
Der Förderverein Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee e.V. sieht es als seine Aufgabe an, weitere Maßnahmen umzusetzen, um dieses Zeugnis der Kulturgeschichte zu erhalten und vor weiteren Schäden zu bewahren. Der Jüdische Friedhof Weißensee ist ein eindrucksvolles Dokument deutscher Kulturgeschichte, ein erhaltenswertes kulturelles Erbe und ein Mahnmal für die Zukunft.
Projekte
Das Engagement des Fördervereins dient u.a. dem Ziel, zum Erhalt des Friedhofs und seiner besonderen Grabmale beizutragen. In diesem Zusammenhang konnten bereits verschiedene Restaurierungsprojekte realisiert werden, die sowohl durch zweckgebundene Spenden ermöglicht wurden, als auch durch einen Beitrag zur Restaurierung einer Grabanlage unterstützt wurden.
So konnte über eine zweckgebundene Spende der Deutschen Bank im Jahr 2013 die Restaurierung der stark geschädigten Grabanlage Oscar Wassermann erfolgen, die sich seitlich der Trauerhalle befindet. Der Bankier Oscar Wassermann (1869–1934) gehörte von 1912 bis 1933 dem Vorstand der Deutschen Bank an, als dessen Sprecher er von 1923 bis 1933 tätig war. Auf Empfehlung des Fördervereins hat die Deutsche Bank zudem die ewige Grabpflege für die Grabstätte Oscar Wassermann übernommen.
Um 1919 entwarf Ludwig Mies van der Rohe das Grabmal für Laura Perls (1862–1919), ein durch unverschnörkelte, schlichte Klarheit bestechendes Grabmal. Laura Perls war die Mutter des bekannten Kunstsammlers und Publizisten Hugo Perls, der früh an den jungen Architekten Mies van der Rohe glaubte. In Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Berlin und der Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe Berlin-Brandenburg beteiligte sich der Förderverein Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee e.V. mit einem finanziellen Beitrag an der 2015 initiierten Wiederherstellung des Grabmals Laura Perls. Bei der Instandsetzung der Grabstätte Perls war die denkmalpflegerische Zielstellung, die über die Jahrzehnte schleichend entstandenen Schäden im Bauwerk zu beheben und die besonderen räumlichen und gestalterischen Qualitäten der Anlage wiederzugewinnen, die durch das Zusammenwirken der Natursteinelemente mit der Inschrift aus eleganten Lettern und den in Formschnitt gezogenen Hecken geprägt werden. Im April 2016 waren die Wiederherstellungsarbeiten abgeschlossen.
Führungen
Zu den Anliegen des Fördervereins Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee e.V. gehört die öffentliche Information über die historische Bedeutung des Friedhofs. Nach individueller Terminabsprache bietet der Förderverein für interessierte Gruppen und Schulklassen oder auch für Familien und Einzelpersonen Führungen über den Jüdischen Friedhof Weißensee an. Die Führungen durch die Mitglieder unseres Fördervereins sind kostenlos. Spenden zur Unterstützung unserer Bemühungen zum Erhalt des Friedhofs im Anschluss an die Führung sind herzlich willkommen.
Kontakt
Förderverein Jüdischer Friedhof Berlin-Weissensee e.V.
c/o HORTEC Berlin, Meierottostraße 7, 10719 Berlin
Tel. : +49 (0) 176 – 50 48 23 25
E-mail: info@jewish-cemetery-weissensee.org
Anfragen und Anmeldungen zu Führungen:
fuehrungen@jewish-cemetery-weissensee.org
Website: www.jewish-cemetery-weissensee.org
Bildnachweis
Alle Fotos: Fiona Laudamus