Flugzeughallen Karlshorst

Lage: Köpenicker Allee 121-153, 10318 Berlin-Karlshorst
Bauherr: Militär-Neubauamt
Architekt: Josef Rank
Bauausführung: Baugesellschaft Gebrüder Rank, München
Entwurf: 4. April 1917, Baubeginn: April 1917 bis Mai 1919
Eröffnung: gleitend ab Februar 1917

Zur Geschichte

Die Gemeinde Friedrichsfelde sah in der Ansiedlung einer Garnison die einzige Möglichkeit, ihre Finanzen langfristig zu sichern. Erstmalig beschloss der Vorstand der Gemeinde Friedrichsfelde am 8. Dezember 1916 die Entwicklung eines Flugplatzes im Ortsteil Karlshorst. Aus der Vorlage für eine geheime Sitzung der Gemeindevertretung vom 1.6.1917 zum Tagesordnungspunkt „Garnison Karlshorst“ geht hervor, dass die Gemeinde 150 Hektar ankaufen will. Insgesamt plante die Gemeinde Friedrichsfelde für den Ankauf von Flächen für den Flughafen 3.400.000,- RM ein, die über ein Hypothekendarlehen gesichert werden sollte. Von dieser Summe waren für eine Zufahrtsstraße und einen Schmutzwasserkanal 400.000,- RM vorgesehen. Die Militärverwaltung war zur Übernahme des Flugplatzes und zu einer 45jährigen Pachtzeit bereit.

Die „Intendantur der Luftstreitkräfte“ hatte jedoch die Gemeinde Friedrichsfelde schon längst mit dem Beginn der Bauarbeiten vor vollendete Tatsache gesetzt. Im Februar 1917 wurde mit dem Bau eines Anschlussgleises für das Flugfeld begonnen. Die ersten Bauarbeiten der Flugzeughallen begannen im April 1917. Das Militär war für den Bau der Flugzeughallen auf eine Münchner Firma „Baugesellschaft Gebrüder Rank“ durch deren Bautätigkeit auf den Militärflugplätzen München-Schleißheim und Fürth-Atzenhof aufmerksam geworden. Die Firma erwarb 1901 die Konzession für die Herstellung von Stahlbeton vom Franzosen Francoise Hennebique. Sie war damit am Anfang des 20. Jahrhundert eines der wenigen Unternehmen in Süddeutschland, das sich mit der Nutzung von Stahlbeton beim Bau von Gebäuden befasste. Die Hallen wurden in einem Taktverfahren mit einer lastaufnehmenden Konstruktion aus Stahlbeton und einer gemauerten Kuppel aus Langlochziegeln errichtet. Es konnte sehr kostengünstig und schnell gebaut werden. Die Hallen waren erstmalig beheizbar (Fußbodenheizung und Wandheizkörper), so dass auch im Winter Temperaturen über 10 Grad erreicht wurden und keine Probleme mit Schwitzwasser auftraten. Das neue Konzept überzeugte die Auftraggeber und so erhielt die Münchner Firma „Baugesellschaft Gebrüder Rank“ am 31. März 1917 den Auftrag für die Hallen 1 bis 4 und den Bau eines Werftgebäudes. Die Halle 5 und 6 wurden von einer anderen bisher noch nicht identifizierten Baufirma errichtet. Die Angaben zur Offizielle Bauzeit lauten: 15.4.1917 bis 15.5.1919.

Die Flugzeughallen wurden in einer Größe von 66.50 m mal 22.70 m geplant und gebaut. Die weiträumigen Hallen waren für eine große Anzahl von Flugzeugen ausgelegt. Gleichzeitig war geplant, in diesen Hallen Wartungsarbeiten an den Flugzeugen durchzuführen. Die Tore zum Flugfeld hatten eine lichte Weite von 22 m. Die untergestellten Flugzeuge hatten in der Regel eine Spannweite von 7,50m bis 9.50 m, so dass sie ohne Beschädigungen an den Tragflächen in die Halle eingerollt werden konnten.

Während des Aufbaus des Flughafens wurde mit dem Flugbetrieb begonnen und gleichzeitig Flugpersonal ausgebildet. Die Flugabteilung Karlshorst und die Lehrabteilung Karlshorst der Inspektion des Lichtbildwesens waren hier stationiert.

Auf dem Flugplatz Berlin-Karlshorst wurde 1919 eine Staffel für den Grenzschutz Ost und eine Polizeifliegerstaffel aufgebaut. Nachweislich fand mindestens bis März 1920 ein Flugbetrieb statt.

1924 wurden Flächen des Flughafens, auf denen während des Krieges durch die Militärverwaltung Gebäude errichtet worden waren (33,5 ha) auf Grund der Vertragsablösungsverordnung vom 8. August 1919 durch das Reichsfinanzministerium enteignet. 114 Hektar unbebaute Fläche blieben im Eigentum von Berlin. Der Stadt Berlin wurde eine Vergütung vom 0,15 RM je Quadratmeter gezahlt.

Literatur

  • Denkmaldatenbank Berlin-Lichtenberg
  • Christina Czymay, Denkmalschutz, Flugzeughallen als Geschichtsmerkmal, Baukammer Berlin, 2/2004
  • Christina Czymay, Flugplatz und Pionierschule – deutsche Militärgeschichte in Berlin-Karlshorst, Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 12/1997
  • Hartwig Schmidt, Gerhard Pichler, Die Flugzeughallen des ehemaligen Militärflughafens Berlin-Friedrichsfelde, Beton- und Stahlbau (2004) Heft 8
  • Wolfgang Schneider, standorte, Von der Luftschiffhalle zur Gartenstadt, Kulturring in Berlin e.V.
Februar 24, 2019 Ben Buschfeld