Unabhängiges, gemeinnütziges und überregionales Netzwerk für Projekte in kultureller Vielfalt, das interessante Ideen im Schnittpunkt von Religion, Bildung und Architektur/Kultur(erbe) in attraktive, zeitgemäße Formate umsetzt.
Status: Gemeinnütziger eingetragener Verein (e. V.) mit Sitz in Berlin
Vereinsregister Nr. 25695 (Amtsgericht Berlin-Charlottenburg)
Transparenzdatenbank Berlin Nr. vr_025695
Projektbüro: Choriner Str. 82, 10119 Berlin (Besuch nach Vereinbarung)
IBAN Spendenkonto: DE61 3706 0193 60032 84016
Tel.: 030 / 280 96669 | Fax: 03212 / 106 00 68
E-Mail: obak@gmx.de
Website: www.otto-bartning.de
Facebook: www.facebook.com/otto.bartning
Die Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e. V. (OBAK) wurde 2003 in Berlin begründet (Mitglieder sind natürliche und juristische Personen) und ist als gemeinnützig anerkannt zur Förderung wissenschaftlicher und kultureller Zwecke. Wir verstehen uns als unabhängiges, überregionales Netzwerk – um projektbezogen interessante Ideen im Schnittpunkt von Religion, Bildung und Kultur mit attraktiven, zeitgemäßen Formaten zu präsentieren, die eine breite Öffentlichkeit erreichen, nicht nur Fachpublikum. Im Fokus stehen Kulturtourismus und Erwachsenenbildung: Architekturvermittlung, Erinnerungskultur, digitale Kompetenz und Förderung sozialer Kohäsion. Wir sind an institutionellen Kooperationen interessiert, hierbei bieten wir für gemeinsame Förderanträge Expertise und Durchblick im Labyrinth der Fördermittellandschaft, von Bezirksebene bis hin zu passenden EU-Programmen. Wir orientieren uns am Leitbild Globaler Ethik und kultureller Vielfalt; die Mitarbeit ist nicht an eine bestimmte Weltanschauung gebunden.
Das Œuvre des viel geehrten Architekten Otto Bartning (1883-1959) umfasst Siedlungsbau, Wohnhäuser, Kliniken, Bildungseinrichtungen, Gewerbebauten, Stadtplanung und – hierin sah er selber seine ureigenste Berufung – den Kirchenbau. Er gilt als dessen Erneuerer und bedeutendster protestantischer deutscher Kirchenbaumeister des 20. Jahrhunderts – wegweisend seine Schrift „Vom neuen Kirchbau“, erschienen 1919 im Berliner Bruno Cassirer Verlag (durch OBAK unterstützte kommentierte Neuauflage 2019!).
Konzentrierte sich die Vereinsarbeit anfangs auf Leben und Werk Bartnings, so haben wir sie mit der Zeit auf Architektur- und Kulturerbe generell der Zeit der Moderne erweitert und verstehen Otto Bartning als Impulsgeber für ganz unterschiedliche Themen. Über seine Bau- und Planungstätigkeit hinaus trat er als intellektuelle, vor-denkende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in Erscheinung. Seine Gedanken in Publikationen und Reden, nicht zuletzt als Präsident des Bundes Deutscher Architekten (BDA) ab 1950, über Kirche, Kultur, Religion, Gesellschaft, Bildungsfragen, Stadtplanung wirken heute erstaunlich aktuell – schon deutlich geprägt von einem Bewusstsein für ökologische Verantwortung, gegen den damals vorherrschenden ungebremsten Fortschrittsglauben. Im Sinne Otto Bartnings gilt es, verengte und bloß trocken-fachliche Sichtweisen zu vermeiden, mehr noch: stets zu fragen, was ein Vorhaben konkret zum Zusammenleben angesichts der globalen Herausforderungen beitragen kann.
Unsere Arbeit
Projekte auf lokaler, überregionaler und europäischer Ebene wurden und werden verwirklicht, mit Ausstellungen, Vorträgen, Workshops, Exkursionen, digitalen Präsentationen, Erkundung von Sakralräumen, Kunst-Events, kirchenpädagogischen Bildungsangeboten.
2019 haben wir für die Triennale der Moderne in Berlin das Besondere der „Sakralen Moderne“ und den Wert dieser Kirchbauten für das Kulturerbe und den künftigen Umgang mit ihnen in den Blick der Öffentlichkeit gerückt. Die OBAK war beteiligt am Bauhausjahr 2019 in Thüringen, am Berliner Jubiläum für den Architekten Werner Düttmann 2021, und war seit 2010 Lead Partner in fünf EU-Projekten, u. a. zur Europäischen Erinnerungskultur. Die OBAK ist auch Einsatzstelle im Bundesfreiwilligendienst für Menschen jeden Alters, was vielfältige Möglichkeiten eröffnet, z. B. kreierten wir gemeinsam mit Geflüchteten das interreligiöse Projekt „Religion und Toleranz“.
Wir unterstützen eine „Kultur der offenen Kirchen“ und interkulturelles Nach- und Vordenken über Religion und ihr Verhältnis zur Moderne. Seit 2012 bieten wir die Besichtigungsreihe „Berlins moderne Sakralarchitektur – Spirituelle Tankstellen im Dschungel der Großstadt“ an (www.otto-bartning.de/berlinmodern), meist in Kombination mit Kiezspaziergang, sowie für interessierte Gruppen die Erkundung von Räumen der Religion – Synagoge, Kirche, Moschee, Tempel – unter thematischen Schwerpunkten („Klassische Moderne“, „Religion und Nationalsozialismus“, „Religiöse Vielfalt und ihre Architektur“ u. a.). „Versteckten“ wie „marginalisierten“ Erinnerungsorten gilt unser besonderes Augenmerk (ein solches Berliner Beispiel ist die in Vergessenheit geratene Messiaskapelle, ehedem Ort für „Judenmission“).
Mit dem Verein Erfahrungsorte e. V. und dem Medien-Team novopano UG bestehen strategische Partnerschaften, um Kompetenz zu bündeln. Seit 2019 sind mehr als zehn interaktive 360°-Raumpanoramen entstanden (z. B. Berliner St. Hedwigs-Kathedrale vor der Umgestaltung). Ziel ist die didaktisch reflektierte Entwicklung digitaler Ressourcen auf Non-profit-Basis – „Edutainment“ für kulturelle Bildung. Erinnerungskultur aktiv, prozessorientiert und erfahrungsbezogen zu vermitteln soll so mitnichten ersetzt, ganz im Gegenteil: angeregt und kreativ unterstützt werden!
Otto Bartning und Berlin
Mitbegründer des Deutschen Werkbunds ab 1908, des Arbeitsrates für Kunst ab 1918 (Sammelbecken progressiver Kulturschaffender jener turbulenten Tage), der Architektenvereinigung „Der Ring“ 1922: Otto Bartning profiliert sich als Protagonist der Moderne der ersten Stunde. Zu dieser Zeit des Aufbruchs spielen 1918/19 in Berlin Bruno Taut, Otto Bartning und Walter Gropius die Hauptrollen bei der Gründungsidee für das später weltberühmte Bauhaus, welches Gropius dann jedoch in Weimar im Alleingang gründete – Bartnings Bedeutung ist in Vergessenheit geraten. 1926 jedoch wurde er bei Wegzug des Bauhaus nach Dessau in Weimar Professor zur Gründung der Bauhochschule (die der Architekturkritiker Julius Posener als „das andere Bauhaus“ lobte).
Berlin war Bartnings wichtigste Lebensstation. Ab 1953 wirkte er hier auch in unterschiedlichen Funktionen als Stadtplaner des Wiederaufbaus, wurde 1955 in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen, gehörte 1957/58 zum Preisgericht des Westberliner Ideenwettbewerbs „Hauptstadt Berlin“, der größten Präsentation städtebaulicher Konzepte in der Nachkriegszeit. Von all dem, was mit seinem Namen verbunden ist, sind die INTERBAU 1957 mit 1953-57 neu erbautem Hansaviertel und die Großsiedlung Siemensstadt (Ringsiedlung) 1929/30 die prominentesten Zeugnisse. Nicht unerwähnt bleiben darf die – 2006 trotz heftiger Proteste der Fachwelt abgerissene – Landhausklinik in Wilmersdorf (1930/31): Es war das erste deutsche Krankenhaus nach dem US-Vorbild der Poliklinik; als „Therapie des Raumes“ konzipierte Bartning die Krankenzimmer, seiner Zeit wieder einmal voraus.
Ab 1906 hat Otto Bartning Kirchen gebaut, im In- und Ausland, von Kiel bis Beirut, von Lissabon bis zum Schwarzen Meer. Sechs stehen in Berlin, aus der Zeit von Ende der 1920er bis in die 1950er Jahre:
- Gustav-Adolf-Kirche (Charlottenburg)
- Kirche der Christlichen Wissenschaft (Wilmersdorf)
- Offenbarungskirche (Friedrichshain)
- Kapelle auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof II (Wedding)
- Himmelfahrtkirche (Wedding)
- Wiederaufbau der kriegszerstörten St.-Johannis-Kirche (Moabit) von Schinkel und Spitta mit neuer Innengestaltung
Von diesen Kirchen ist die in der 1932-34 realisierten Fassung ab 1929 geplante Gustav-Adolf-Kirche die bedeutendste – ein Leitbau der „Sakralen Moderne“ par excellence. In expressionistisch angehauchter Formensprache dynamisch-leichter Sachlichkeit bietet die Raumgestalt der „Fächerkirche“ (in Grund- und Aufriss) eine Synthese von Gemeinde auf dem Weg und als Versammlung.
Otto Bartnings Sternkirche
Bartnings sicherlich wichtigstes Werk blieb indes ungebaut: Die Sternkirche. Ein Architekturmodell ist in der Berlinischen Galerie zu sehen. Ein visionärer Entwurf mit großer architekturgeschichtlicher Bedeutung – und Otto Bartning wollte „sichtbare Gestalt“ hervorbringen für Erneuerung der Kirche im Geiste einer humanen Moderne, von daher ist die Sternkirche auch in theologischer Hinsicht wichtig (sogar den Ehrendoktor der Theologie erhielt er für den Entwurf). 1922 im weltoffenen Berlin entworfen, wird aus Anlass des 100. Jubiläums ihres Entwurfs 2022 eine „begehbare“ virtuelle Rekonstruktion dieser Ikone der Moderne präsentiert.
Sonstige Angaben
Vorstand der OBAK: Dr. Hans-Jürgen Kutzner (Hannover),
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Schüler (Chemnitz), Immo Wittig (Berlin)
Neuedition 2019 „Vom neuen Kirchbau“ (Otto Bartning 1919)
www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/downloads/productPreviewFiles/LP_978-3-412-51655-0.pdf
Video zur Triennale der Moderne:
www.youtube.com/watch?v=gBi8lQ1ifgM
Abbildungsnachweis
Abb. 1-6: © OBAK, Fotos: Christina Rudert, Immo Wittig, Burkard Dau, OBAK-Archiv
Abb. 7: Virtuelle Raumerkundung: novopano (www.novopano.de)
Abb. 8: Otto-Bartning-Archiv an der TU Darmstadt
Abb. 9, 10, 11: Vorstudie zur Sternkirche,
Computer Generated Imagery (CGI): Fritz Göran Vöpel (fritzvoepel.net)
Video: Christina Rudert; Text: Immo Wittig