Eigene Terminhinweise senden Sie bitte an kenb@buschfeld.com.
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Touren zum Welterbetag 2022
Architekturführungen durch die Hufeisensiedlung in Neukölln-Britz
sowie weitere Tourangebote anderer Anbieter durch Anlagen des laufenden Berliner Welterbe-Vorschlags „Berlin – OstWestOst“
5. Juni 2022 | 11:00 – 16:00
11:00–13:00 Guided Tour in English
Meeting point: U7, subway station ”Blaschkoallee” (exit Fritz-Reuter-Allee)
14:00–16:00: Führung auf Deutsch
Abweichender Startpunkt: Infostation Hufeisensiedlung,
Fritz-Reuter-Allee 44, 12359 Berlin (Neukölln-Britz)
Die 192530 von Bruno Taut, Stadtbaurat Martin Wagner und dem Gartenarchitekten Leberecht Migge geplante Hufeisensiedlung gilt international als Meilenstein des innovativen deutschen Städtebaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 2008 wurde die sich um eine hufeisenförmig gebogene, 350 Meter lange eindrucksvolle Gebäudezeile gruppierende Siedlung sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Bereits zur Bauzeit wurde die Baustelle im Neuköllner Bezirk zur Schaustelle der erst 1920 entstandenen Einheitsgemeinde „Groß-Berlin“. Hier demonstrierte die frisch gegründete, konzeptionell am Gemeinwohl orientierte Wohnungsbaugesellschaft GEHAG unter Leitung ihres Aufsichtsratsvorsitzenden, des Architekten und späteren Stadtbaurats Martin Wagner neue Bauformen, Gestaltungs- und Finanzierungsmodelle. Mit ihnen wollte man der grassierenden Wohnungsnot und teilweise krassen Enge sowie auch den schwierigen hygienischen Verhältnissen in den berüchtigten Mietskasernen der Arbeiterbezirke entgegentreten. Hierzu wurde ein System klug ineinander greifender Maßnahmen etabliert, um speziell für die unteren- und mittleren Einkommensschichten im großen Stil lebenswerteren und gesünderen Wohnraum zu schaffen.
Das Ergebnis vor Ort geriet trotz Rationalisierung zwar nicht ganz so allgemein erschwinglich wie geplant, aber es überzeugt Architekten und Stadtplaner, interessierte Laien sowie natürlich auch die Bewohner/innen bis heute. Es macht Spaß, durch die Mischung aus farbenfrohen gestalteten Reihenhäusern mit angrenzenden, einst oft zur Selbstversorgung genutzten Gärten und den – manche Besucher vage an den „Bauhaus-Stil“ erinnernden – dreieinhalbgeschossigen Wohnblöcke zu flanieren.
Im Zuge des geführten Rundgangs wird die bis heute unerreichte Meisterschaft des Architekten Bruno Taut deutlich, trotz serieller Bauweise ein höchst abwechselungsreiches Straßenbild zu erzeugen. Immer wieder stößt man/frau hier auf überraschende kleine Platzsituationen mit hoher Aufenthaltsqualität und erlebt ein Ensemble, das scheinbar mühelos markante Urbanität und dörfliche Idylle in Einklang bringt. Hierbei gilt die Hufeisensiedlung auch als ein entscheidender Brückenkopf im Übergang zwischen den beiden großen städtebaulichen Leitbildern des frühen 20. Jahrhunderts: Spürt man in den 1925–26 entstandenen Bauabschnitten I und II rund ums Hufeisen noch den Geist der vor dem ersten Weltkrieg aktiven, lebensreformerischen Gartenstadt-Bewegung, so bietet der ab 1929 entstandene Bauabschnitt VI bereits die Blaupause für den seriellen, meist in Zeilen organisierten Großsiedlungsbau, wie er dann in den frühen 1930er Jahren sowie in der Nachkriegsmoderne flächendeckend zum Modell wurde – zumeist allerdings ohne dass die Planungen an die Gestaltungs- und Lebensqualität der von Taut entworfenen Vorbilder heranreichen können.
Im Jahr 1998 wurde die GEHAG und mit ihr auch das gesamte Ensemble privatisiert, weshalb die insgesamt 679 denkmalgeschützten Reihenhäuser mit Gärten (anders als die knapp 1.300 der Deutsche Wohnen gehörenden Geschosswohnungen) heute im Besitz von weit über 600 Einzeleigentümer/innen sind. Der denkmalgerecht homogene Erhalt des virtuos differenzierten Ensembles wurde durch die Privatisierung deutlich erschwert. Aus den damit absehbaren Umbrüchen und neuen Herausforderungen entstanden verschiedene Projekte im Bereich des Denkmalschutzes, der Nachbarschaftspflege und der Architekturvermittlung, an deren Konzeption und Umsetzung der seit 24 Jahren vor Ort wohnende Tourguide maßgeblich beteiligt war. Auch diese Themen werden beim Rundgang behandelt.
Am Ende der Tour haben die Teilnehmer/innen die Möglichkeit, sich danach noch die Ausstellung in der Infostation anzusehen, mit Bewohner/innen, anderen Teilnehmenden oder auch den – hier als Touranbieter fungierenden – Betreibern des museumsartigen Ferienhauses Tautes Heim ins Gespräch zu kommen und einen Kaffee zu trinken.
Anmeldung
Um Anmeldung per E-Mail wird gebeten. Bitte nennen Sie auch, mit wie vielen Personen Sie teilnehmen wollen und ob sich die Anfrage auf den englischen oder den deutschsprachigen Rundgang bezieht.
Parallel ist auch eine Anmeldung per Facebook möglich:
https://www.facebook.com/events/570677394476760/
Sonstige Informationen
Anfahrt und Barrierefreiheit: Beide infrage kommenden U-Bahnausgänge der U7 („Blaschkoallee“ oder „Parchimer Allee“) verfügen über Fahrstühle. Im Rahmen der Tour gibt es mehrere niedrige Bordsteinkanten sowie eine längere Freitreppe zur zentralen Grünanlage des Hufeisens, wo im Inneren (ebenso wie in der Infostation) ebenfalls einige Stufen eingebaut sind, die aber ggf. mit Hilfe bewältigt werden bzw. sonst umfahren werden können. Die gewählte Sprache geht auf Fachthemen ein, ist aber möglichst allgemeinverständlich gehalten. Kompliziertere Zusammenhänge werden auf Wunsch während der Standortwechsel gerne alternativ oder vertiefend erläutert.
Kosten: Die Tour selbst ist kostenlos. Freiwillige Spenden sind aber willkommen.
Innenräume: Ein Besuch von Tautes Heim ist aufgrund der Buchungssituation über Pfingsten nicht möglich. Auf Wunsch kann jedoch das Erdgeschoss eines privaten Wohnhauses besichtigt werden.
Weitere Termine: Weitere Gruppenführungen durch die sechs Welterbe-Siedlungen sind auch abweichend von dem Termin auf Anfrage möglich. Personen mit Interesse an einer Übernachtung und/oder Führungen wenden sich bitte an tour@buschfeld.com.
Pädagogik: Für selbst organisierte Touren durch die anderen fünf Siedlungen oder auch die Planung von Schul- und Projekttagen empfehlen wir den Besuch der Infostation Hufeisensiedlung sowie die Bildung-Website: https://welterbe-siedlungen-berlin.de
Weitere Tour-Angebote anderer Anbieter
„50 Jahre Welterbekonvention: Erbe erhalten – Zukunft gestalten“. Unter diesem Motto rücken am 5. Juni 2022 die 51 Welterbestätten in Deutschland die Bedeutung und die Wirkung des weltweit bekannten Schutzinstruments für das Kultur- und Naturerbe in den Mittelpunkt. Diesen Tag möchten auch die verschiedenen Berliner Gebiete, die in Zukunft unter dem Namen „Karl-Marx-Allee und Interbau 1957. Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne“ als eine neue Welterbestätte eingetragen werden könnten, nutzen, um sich zu präsentieren. Dies betrifft die Bereiche um die Karl-Marx-Allee mit dem 1. und 2. Bauabschnitt in den Bezirken Mitte und Friedrichshain, das Hansaviertel sowie das Corbusierhaus am Olympiastadion (Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf). Das Landesdenkmalamt Berlin dankt allen Vereinen, Bewohner/innen und Akteuren, die ein vielfältiges Programm vor Ort zusammengestellt haben!
Alle hier aufgeführten Angebote – die Sie auch als PDF herunterladen können – sind kostenfrei. Teilweise ist eine Anmeldung erforderlich. Für die Inhalte der Aktivitäten sind die jeweiligen Veranstalter verantwortlich. Das Landesdenkmalamt dankt allen Vereinen, Bewohner*innen und Akteuren, die ein vielfältiges Programm vor Ort zusammengestellt haben!
Führung „Alleespaziergang“ –
Öffentliche Führung entlang der Karl-Marx-Allee
Uhrzeit: 11 Uhr
Ort: Treffpunkt ist der südwestliche Ausgang – »A« bzw. »II/2« – der U-Bahnstation »Weberwiese« (U5)
Veranstalter: Stalinbauten e.V.
Die 2,3 km lange einstige Stalinallee war die letzte Verwirklichung eines großen stadtplanerischen Gesamtkonzepts in Europa. Die imposanten Wohnbauten an der heutigen Karl-Marx- und Frankfurter Allee sind seit 1989 als Denkmalbereich geschützt. Der gemeinnützige Verein Stalinbauten e.V. bietet sachkundig geführte Spaziergänge zwischen Strausberger Platz und Proskauer Straße unter Berücksichtigung besonders markanter und historisch oder politisch bedeutsamer Punkte an. Der Spaziergang dauert etwa zwei Stunden, die Teilnahme an dieser Führung ist kostenlos, sie findet ab mindestens zehn Personen statt.
Führung „Fortschrittsbegeisterung und Technikeuphorie –
Nachkriegsmoderne um den Fernsehturm“
Uhrzeit: 14 Uhr
Treffpunkt: Neptunbrunnen, Rathausstraße 1, 10178 Berlin
Veranstalter: Initiative Offene Mitte Berlin
Das Ensemble um den Berliner Fernsehturm spiegelt die Ideen der Nachkriegsmoderne in einer einzigartigen Dichte wider. Der Fernsehturm erzählt von der Raumfahrtbegeisterung der sechziger Jahre, die Scheiben an der Rathaus- und Karl-Liebknecht-Straße wurden durch die Unités Le Corbusiers inspiriert, die Fernsehturm-Umbauung wurde durch Betonkonstruktionen Pier Luigi Nervis und Felix Candelas beeinflusst, und der Große Freiraum greift die Radikalität Brasilias auf. Die Führung beleuchtet die Geschichte der einzelnen Gebäude, sie zeigt die Ideen der Planer und ihre praktische Umsetzung.
Führung „Corbusierhaus –
Kurzführungen zur Geschichte der Berliner Unité d’habition“
Uhrzeit: 11.00 Uhr, 11.45 Uhr, 12. 30 Uhr und 13.15 Uhr (Dauer jeweils 30 Minuten)
Anmeldung erforderlich unter http://www.treppe-b.de/
Treffpunkt: Infostand vor dem Corbusierhaus, Flatowallee 16, 14055 Berlin
Veranstalter: Mitglieder des Fördervereins und der Fachgruppe Öffentlichkeit im Corbusierhaus
Die Berliner „Wohnmaschine“ von Le Corbusier ist ein herausragendes Zeugnis der Berliner Nachkriegsmoderne. Die Kurzführungen rund um das Haus geben Einblick in die Baugeschichte und die außergewöhnliche Farbgestaltung.
Im Vorfeld des UNESCO-Welterbetags
22. Mai 2022: Rundgang Karl-Marx-Allee
Datum: 22. Mai 2022
Uhrzeit: 11.00 Uhr
Treffpunkt: vor dem Rathaus Berlin-Mitte, Karl Marx- Alle 31, 10178 Berlin
Veranstalter: Nachbarschaftsrat KMA II e.V.
Die Karl-Marx-Allee zwischen Alex und Strausberger Platz – entstanden in der DDR in den frühen 60ern – ist seit dem Jahr 2015 Fördergebiet im Rahmen des städtebaulichen Denkmalschutzes. Über bereits durchgeführte Maßnahmen und künftige Projekte sowie Stärken und Defizite können Sie sich vor Ort selbst ein Bild machen. Da nur eine begrenzte Anzahl an Interessierten teilnehmen kann, ist eine rechtzeitige Anmeldung unter touren@nachbarschaftsrat-kma.de erforderlich. Sie erhalten umgehend eine Rückmeldung, ob Sie einen der raren Plätze „ergattern“ konnten.
Tautes Heim
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