Presse-Meldung und Online-Release: Das KulturerbeNetz.Berlin unterstützt den Aufbau eines Online-Katasters geplanter oder kürzlich erfolgter Abrisse in Deutschland
Breites Bündnis erarbeitet Abriss-Atlas Deutschland und betont den Wert bestehender Gebäude für Klimaschutz, Baukultur und soziale Räume
- Bündnis aus Architektur-, Kultur- und Umweltschutzorganisationen erstellt Abriss-Atlas für Deutschland und ruft Engagierte in ganz Deutschland zum Mitmachen auf
- Gebäudeabrisse verursachen jährlich Millionen Tonnen CO2 und Abfall, zerstören historische Baukultur und schädigen soziale Gefüge
- Abrissbeispiele können ab 28. September auf abriss-atlas.de eingetragen werden
Berlin, 28.9.2023: Eine Kooperation aus Architektur-, Kultur- und Umweltschutzorganisationen hat sich für die Erstellung des Abriss-Atlas Deutschland zusammengeschlossen. Der Atlas mit aktuell etwa 300 Beispielen enthält nach dem Vorbild des Schweizer Abriss-Atlasses steckbriefartig Fälle von Gebäudeabrissen mit Informationen zu Bau-, Abrissjahr und Abrissgrund und ermöglicht es, ein besseres Bild des Abrisswahns in Deutschland zu zeichnen. Abrisse verursachen jährlich Millionen Tonnen CO2 sowie Abfall und zerstörenhistorische Baukultur und schädigen soziale Gefüge.
Das Bündnis fordert ein Abrissmoratorium und ruft die Menschen in Deutschland dazu auf, weitere Beispiele von Gebäudeabrissen unter abriss-atlas.de einzutragen. Im Bündnis sind die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Architects4Future (A4F), der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), das Denkmalnetz Bayern, das KulturerbeNetz.Berlin, die Initiative Abrissmoratorium, die Leibniz Universität Hannover und Theatrum e.V. vertreten.
Das Bündnis fordert die Musterbauordnung so zu ändern, dass Abrisse in den Landesbauordnungen zur Ausnahme und Fehlanreize für Abrisse beseitigt werden. Es müsse mehr im Bestand gebaut und bestehendes gepflegt werden, um kulturelle Werte zu erhalten und verbaute „Graue Energie“, also die Energie, die für Bau, Herstellung und Transport aufgewendet werden muss, nicht zu verschwenden.
Sie wollen Projekte wie diese unterstützen?
- Sie wollen Orte in und um Berlin eintragen? Super, wenden Sie sich direkt an info@kulturerbenetz.berlin – alle ganz akut vom Abriss bedrohten Orte werden dann in der Regel auch durch uns auch in den Abriss-Atlas übertragen. Da die Darstellung in unserer Roten Liste jedoch detaillierter ist, verweisen wir von dort bei uns auf die Details.
- Super, die Eingabe neuer Orte in anderen Bundesländern ist auch einfach.
Bitte wenden Sie sich an info@abriss-atlas.de - Sie selbst können und/oder wollen zwar selbst nichts eintragen, finden den Abriss-Atlas.de aber so unterstützenswert, dass Sie dessen längerfristigen Betrieb mit einer kleinen Spenden unterstützen wollen. Das ist toll, hier können Sie für den Abriss-Atlas spenden: https://www.paypal.com/donate?campaign_id=9KBUVCCXQTK9J
Erstes Presse-Echo:
- https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/abriss-atlas-mehr-als-14-000-gebaeude-jaehrlich-reissen-wir-zu-viel-ab-id68009031.html
- https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Abriss-Atlas_Deutschland_ist_online_8359692.html
- https://docomomo.de/news/bedrohte-bauten/570-neue-website-kartiert-abrisse-in-deutschland.html
- https://www.n-tv.de/wirtschaft/Wir-reissen-in-Deutschland-zu-viel-ab-article24430254.html?utm_source=pocket-newtab-de-de
- https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2023-09/60231081-breites-buendnis-erarbeitet-abriss-atlas-deutschland-und-betont-den-wert-bestehender-gebaeude-fuer-klimaschutz-baukultur-und-soziale-raeume-007.htm
- https://www.saarbruecker-zeitung.de/pr/presseportal/breites-buendnis-erarbeitet-abriss-atlas-deutschland-und-betont-den-wert-bestehender-gebaeude-fuer-klimaschutz-baukultur-und-soziale-raeume_aid-98531489
- https://www.wuzonline.de/2023/09/breites-buendnis-erarbeitet-abriss-atlas/
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Zum Thema
Der Abriss-Atlas Deutschland wird initiiert von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis. Er visualisiert geplante oder bereits vor kurzem vollzogene Abrisse. Dokumentiert und kartografiert wird das Ausmaß der Gebäudeabrisse in Deutschland nach dem Vorbild des Schweizer Abriss-Atlas‘.
Wo bereits Online-Präsenzen mit vertiefenden Hintergrundinformationen zu einzelnen bedrohten Objekten bestehen, wird auf diese Seiten verlinkt – viele der Berliner Einträge verlinken also direkt auf die vom KulturerbeNetz.Berlin hier abrufbare Rote Liste bedrohter Bauten und Anlagen in Berlin, wo sich dann jeweils noch mehr Fotos, Hintergründe und Quellen als auf Abriss-Atlas.de finden und oft auch zusätzlich noch mit Kontaktadressen der Initiativen, deren Blogs, Aufrufen und Petitionen versehen sind.
Das KulturerbeNetz.Berlin hat sich dem Bündnis angeschlossen, da es bei Abrissen nicht nur um Vernichtung und Schädigung des baukulturellen und historischen Erbes geht, sondern auch der Aspekt der „grauen Energie“ und des Klimaschutzes bedacht werden müssen. Hier spricht man nicht umsonst auch von der „goldenen Energie“, also Bestände mit Denkmal- und Zeugniswert sowie Identifikationspotenzial und Strahlkraft.
Fakt ist: Abbrüche tragen maßgeblich zu vermeidbaren CO2-Emissionen bei und sind verantwortlich für über 50 Prozent des in Deutschland anfallenden Abfalls. Zudem zerstören sie historische Baukultur und soziale Strukturen beispielsweise in Wohngebieten.
Den Abriss-Atlas Deutschland und damit verbundene zentrale politische Forderungen stellt das Bündnis in einer Pressekonferenz im Rahmen des Launch des deutschen Abriss-Atlasses am 28.9.2023 vor. Am Freitag erfolgt eine erneute Präsentation im Kontext der Eröffnung der Ausstellung „Nichts Neues – Besser Bauen mit Bestand“ in Hannover.
Danksagung und Fördernachweis
Die Programmierung und Adaptation der Schweizer Version des Abriss-Atlas von „Countdown 2030“ erfolgte durch den Medienpartner CORRECTIV CrowdNewsroom. Gefördert wurde das Projekt von: ProKlima, Sparkassen Stiftung, Stiftung Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Toni Piëch Foundation.
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Teilnehmende der Pressekonferenz
am 28.9.2023 um 11:30 Uhr
- Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin DUH
- Helen Gräser, Projektkoordinatorin BDA
- Nele Domogalla, ÖA Architects4Future
- Ben Buschfeld, KulturerbeNetz.Berlin
- Alexander Stumm, Architekt / Prof. Uni Kassel
- Tim Rieniets, Architekt / Prof. Leibniz Uni Hannover
Die Pressekonferenz findet digital statt. Medienpartner ist CORRECTIV CrowdNewsroom.
Die Veranstaltenden bitten um Anmeldung unter presse@duh.de. Für O-Töne oder Interviews wenden Sie sich gerne an den Newsroom der Deutschen Umwelthilfe (DUH): 030 2400867-20, presse@duh.de
Abriss-Atlas: https://abriss-atlas.de
Zitate der Teilnehmenden
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH:
„Der Abrisswahn in Deutschland muss endlich aufhören. Wir können uns die hohen CO2-Emissionen und Bauabfälle im Gebäudesektor nicht leisten. Wir brauchen in Deutschland einen rechtlichen Rahmen, der Sanierung, Umbau und Erweiterungsbau gegenüber Abriss und Neubau erleichtert – eine Abrissgenehmigungspflicht auf Basis einer Ökobilanzierung ist dafür ein wichtiger Grundstein. Zudem befeuert der Abriss von bezahlbarem Wohnraum die Wohnungskrise. Unvermeidbare Abrisse müssen mit Wiederverwendungs- und Recyclingkonzepten einhergehen, um die hochwertige Wiederverwertung der Baumaterialien zu ermöglichen.“
BDA-Präsidentin Susanne Wartzeck , Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA:
„Der BDA hat 2019 im Positionspapier ‚Das Haus der Erde‘ zur Achtung des Bestands aufgerufen: Bauen muss vermehrt ohne Neubau auskommen. Priorität kommt dem Erhalt und dem Weiterbauen des Bestehenden zu und nicht dessen leichtfertigem Abriss. Damals wurde dies von Vielen als unrealistische, ja geschäftsschädigende Position wahrgenommen. Heute ist es nahezu eine Binsenweisheit, dass Umbau und Umnutzung viele Vorteile gegenüber Abriss und Neubau haben – nicht nur durch den Erhalt der grauen Energie. Dennoch wird weiterhin in großem Stile abgerissen. Daher beteiligt sich der BDA gern am Abriss-Atlas, der die ungeheure Zahl meist unnötiger Abrisse visualisiert und anprangert.“
Architects4Future:
„Der Mythos des energieeffizienten Ersatzneubaus als beste Antwort auf die Herausforderungen der Klimakrise hält sich hartnäckig. Dem möchten wir mit dem Abriss-Atlas etwas entgegensetzen, indem wir auf die unglaublichen Mengen grauer Emissionen aufmerksam machen, die durch Abriss und Neubau täglich verursacht werden. Zudem ist der Mensch die einzige Spezies, die Müll hinterlässt. Mit dem Abriss-Atlas wollen wir zu einem grundlegenden Bewusstseinswandel vom linearen Verbrauch, hin zum zirkulären Gebrauch von Ressourcen beitragen. In Fachkreisen und der Gesamtgesellschaft.“
Alexander Stumm für die Initiative Abriss-Moratorium:
„Wir fordern ein Abriss-Moratorium: Statt Abriss und Neubau stehen wir für Erhalt, Sanierung, Umbau und Weiterbauen im Bestand. Jeder Abriss bedarf einer Genehmigung unter der Maßgabe des Gemeinwohls, also der Prüfung der sozialen und ökologischen Umweltwirkungen.”
Tim Rienits, Professor an der Leibniz Universität Hannover:
„Mit jedem Abriss gehen nicht nur wertvolle Rohstoffe verloren, es verschwinden auch Erinnerungen, Atmosphären und Spuren der Vergangenheit – steingewordene Zeugnisse einer gemeinsamen Geschichte. Diese Zeugnisse sind für eine nachhaltige Entwicklung unserer Städte ebenso bedeutsam wie die in den Bauwerken gebundenen Rohstoffe. Sie zu erhalten und behutsam weiterzuentwickeln, ist eine Form kultureller Nachhaltigkeit, die mit den Zielen der ökologischen Nachhaltigkeit Hand in Hand geht und in der Ausbildung, der Praxis und der Baupolitik einen ebenso so großen Stellenwert haben sollte.“
Ben Buschfeld, KulturerbeNetz.Berlin:
„Auch Anbauten, Umbauten oder fragwürdige Sanierungsmaßnahmen können den Zeugniswert einer Anlage, eines Gebäudes oder Kulturguts empfindlich beeinträchtigen oder ganz zunichtemachen. Hierbei geht es nicht um Schönheit – die liegt immer im Auge des Betrachters –, aber darum, den besonderen Reichtum der Stadt zu erhalten. (…) Oft sind es denkmalbegeisterte Bürger/innen, die sich, als Einzelpersonen oder in Vereinen und Initiativen organisiert, aktiv um den Erhalt und die Vermittlung baukulturell bedeutender Objekte und Anlagen kümmern.“
Kontakt:
- Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin DUH
Tel. 0170 7686923, metz@duh.de - Nele Domogalla, Öffentlichkeitsarbeit bei Architects4Future
kooperation@architects4future.de - Benedikt Hotze, Pressereferent BDA
Tel. 030 278799 13, abriss@bda-bund.de - Dr. Alexander Stumm, Abrissmoratorium
stumm@uni-kassel.de - Ben Buschfeld, KulturerbeNetz.Berlin
info@kulturerbenetz.berlin · kenb@buschfeld.com - Tim Rieniets, Institut für Entwerfen und Städtebau,
Fakultät für Architektur und Landschaft, Leibniz Universität Hannover
Tel. 0151 65456521, rieniets@staedtebau.uni-hannover.de - Newsroom der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
030 2400867-20, presse@duh.de