Frisch erschienen: Buch „Sechs Siedlungen der Berliner Moderne – Entwicklungen und Erfahrungen in der UNESCO-Welterbestätte“
2008 wurden sechs Siedlungen der Berliner Moderne gemeinsam zum UNESCO-Welterbe erklärt, die nun mit einem umfangreich bebilderten Buch in ihrem denkmalpflegerischen Kontext vorgestellt werden. Die über sieben Bezirke verteilten Anlagen entstanden zwischen 1913 und 1934 vor dem Hintergrund der damals grassierenden Wohnungsnot und gelten heute als Berlins wichtigster Beitrag zur internationalen Architekturgeschichte. Mit ihrem Bau fand man überzeugende politische, städtebauliche, soziale und hygienische Antworten auf Fragen, die heute ebenso aktuell sind wie damals.

© Fotos/Collage: Ben Buschfeld, 2019; Quelle: www.welterbe-siedlungen-berlin.de
In der Auswahl der sechs denkmalgeschützten Ensembles – der Gartenstadt Falkenberg, der Siedlung Schillerpark, der Großsiedlung Britz/Hufeisensiedlung, der Wohnstadt Carl Legien, der Weiße Stadt und der Großsiedlung Siemensstadt – zeigt sich der Übergang zwischen den beiden großen Paradigmen des Wohnungsbaus des frühen 20. Jahrhunderts, indem Motive aus der Gartenstadtbewegung schrittweise in den Bau von durchgrünten, rational und kostensensibel in Zeilenbauweise durchgeplanten Großsiedlungen überführt wurden. Damit stehen die sechs Siedlungen exemplarisch für das Neue Bauen, wie es in Berlin maßgeblich durch den Architekten Bruno Taut und den Stadtbaurat Martin Wagner initiiert und verkörpert wurde und wie es sich Ende der 1920er Jahre auch in den Masterplänen zur Weißen Stadt in Reinickendorf und der Ringsiedlung Siemensstadt niederschlug. In dem Band wird jedoch auch die oftmals vernachlässigte Bedeutung der Gartenarchitekten Leberecht Migge und Ludwig Lesser gewürdigt, die bei jeweils zwei der Welterbe-Siedlungen planerisch beteiligt waren.
Mit der Unterstützung durch das Investitionsprogramm nationale UNESCO-Welterbestätten wurden seit 2009 passgenaue Maßnahmen zur denkmalgerechten Pflege und zur öffentlichkeitswirksamen Vermittlung dieses herausragenden Erbes ermöglicht. In Kooperation zwischen den Ämtern und den beiden Großeigentümerinnen – der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG und der Deutschen Wohnen Gruppe – wurde ein breites Maßnahmenpaket realisiert, das beispielhaft die Vereinbarkeit von baulicher Verbesserung, Energieeffizienz und Denkmalschutz selbst an hoch sensiblen Bauten der Klassischen Moderne überzeugend darstellt. Nicht selten wurde diese von offizieller Seite betrieben Maßnahmen, durch private und zivilgesellschaftlich ins Leben gerufene Projekte, wie etwa dem 2013 mit dem Europäischen Denkmalpreis ausgezeichneten mietbaren Museum Tautes Heim oder dem Betrieb von vor Ort ansässigen Info Stationen flankiert.
In dem Buch kommen unterschiedlichste Akteur/innen zu Wort, die den Welterbegedanken mit Leben füllen und die Siedlungen der Berliner Moderne mit hohem Einsatz pflegen, behutsam entwickeln und ihre Erfahrungen weitergeben. Der vom Landesdenkmalamt Berlin herausgegebene und beim Verlag Anton H. Konrad frisch erschienene Band enthält Textbeiträge von 28 verschiedenen Autor/innen auf, die sich theoretisch und/oder praktisch mit Themen der Denkmalpflege und Welterbe-Vermittlung befasst haben. Sie schildern, wie die Situation in den Siedlungen vor Ort ist, welche denkmalpflegerischen Maßnahmen, Arbeiten und Projekte lanciert wurden und inwieweit sich Arbeit und Alltag durch die Aufnahme in die prestigeträchtige Welterbeliste verändert haben. Auf 232 Seiten werden über 300 Fotos und Abbildungen gezeigt.
Der Buchband wurde als Hardcover realisiert und ist in der Reihe „Beiträge zur Denkmalpflege“ erschienen, die erst vor kurzem von dem Grafik-Designer und KulturerbeNetz-Mitglied Ben Buschfeld grafisch überarbeitet wurde, der als engagierter Bewohner der Britzer Hufeisensiedlung auch gleich drei best practice-Berichte sowie zahlreiche Fotos beisteuerte. Als weitere Autor/innen sind etwa die Denkmalexperten Bernhard Furrer, Katrin Lesser, mehrere Mitarbeiter/innen der Denkmalbehörden, beteiligte Planungsbüros sowie Vertreter/innen der beiden Großeigentümerinnen und des Büros Brenne Architekten zu nennen, das bei allen Siedlungen seine besondere Erfahrung im Umgang mit dem baukulturellen Erbe der Moderne einbringen konnte.
Ab sofort im Handel
Sechs Siedlungen der Berliner Moderne – Entwicklungen und Erfahrungen in der UNESCO-Welterbestätte, Reihe Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Band 56 · Hg. Landesdenkmalamt Berlin · Verlag Anton H. Konrad, Weißenhorn 2021 · Hardcover 29,95 €
ISBN: 978-3-87437-600-6
Meldung des Landesdenkmalamt Berlin: https://bit.ly/3pwGleB
Detailseite des Verlages: https://bit.ly/3wiQr41